Wittislingen-Geschichte

Das geschichtliche Wittislingen

Bei Wittislingen befindet sich eine Silex-Rohmaterial-Lagerstätte. Gräber aus Zeit der Merowinger  belegen, dass die Gegend schon früh besiedelt war. Die Landeshoheit über Wittislingen lag seit 1261 bei Bayern bzw. ab 1505 bei Pfalz-Neuburg. Niedere und seit 1783 auch hohe Gerichtsbarkeit hatte bis 1803 das Hochstift Augsburg. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehört der Ort endgültig zu Bayern. Wittislingen wurde 1818 im Zuge der Verwaltungsreformen im Königreich Bayern eine selbstständige politische Gemeinde. 1955 wurde Wittislingen zum Markt  erhoben.

Der Markt Wittislingen liegt am Südrand der Schwäbischen Alb beidseits der Egau, die aus einem trogartigen Tal von Norden her kommend, vor dem Austritt auf die Hochterrassenebene des Jurafels, in einem Engtälchen durchschneidet. Talauswärts dem Jura angelagert, befinden sich bis zu 5 m mächtige Süßwasserkalkschichten (Kalk, Tuff, Dauch, Sand). Ort und Gemarkung sind uralter reicher Siedlungsboden. Man könnte geradezu von einer „Siedlungskontinuität“ von der Altsteinzeit an bis in unsere heutige Zeit sprechen. Die Bodenfunde erstrecken sich nämlich von der mittleren Altsteinzeit in einer unwahrscheinlichen Fülle und in lückenloser Abfolge über alle vor- und frühgeschichtlichen Kulturstufen bis zum Hochmittelalter.

Bodenfunde

Wittislingen ist durch seine Bodenfunde international bekannt und zwar einmal durch den „Wittislinger Fund von 1881“, zum andern in der jüngsten Zeit ab 1951 durch die Profile der Süßwasser- oder Quellkalke (Kalktuff), aus denen sowohl das bis dahin unklare Alter der Jungsteinzeit (angenommen wurde 2500 v. Chr.) nach Radiokohlenstoffmethode (C14) auf rund 4100 v. Chr. bestimmt werden konnte. Wittislingen ist eine alemannische Gründung. Unter den Funden ragt heraus das Grab einer alemannischen Hochadeligen aus dem 7. Jahrhundert, dessen prächtige Beigaben als Wittislinger Fund heute in der prähistorischen Staatssammlung in München aufbewahrt werden.

Heiliger Ulrich

Dieses Grab spricht dafür, dass Wittislingen spätestens zu dieser Zeit Sitz eines hochadeligen Geschlechtes war. Diesem Geschlecht entstammt der Heilige Ulrich (890–973, Bischof von Augsburg). Bezeichnend für diese Annahme ist die Lebensbeschreibung des Heiligen Ulrich in Gerhards Vita, dass der Bischof kurz vor seinem Tode im Jahre 973 mit seinen beiden Neffen, den Grafen Richwin und Hubald, einige Tage im Oppidum „quod nominatur Uuittegislingua“ weilte, um einen Erweiterungsbau der dortigen Kirche anzuordnen. Die Gräber seiner Eltern Hubald und Burga, die bei dieser Kirche lagen, sollten nicht länger den Witterungseinflüssen ausgesetzt bleiben, sondern ins Innere der Kirche einbezogen werden.

Der Adel im Mittelalter

Die Oberhoheit über Wittislingen lag seit 1261 bei Bayern bzw. ab 1505 bei Pfalz-Neuburg. Die niedrige Gerichtsbarkeit mit eigenem Niedergericht beim Hochstift Augsburg. Erst 1783 erwarb das Hochstift durch Tausch auch die hohe Gerichtsbarkeit dazu. Wittislingen war zu dieser Zeit Sitz eines Hochstift des Augsburgerischen Vogtes. Vor allem in der Zeit zwischen 1455 und 1560 wuchs der Ort durch Aufteilungen an. 1955 wurde Wittislingen zum Markt erhoben. Die alte, im romanischen Stil gehaltene Kirche wurde 1750 abgebrochen und durch einen lichten und geräumigen Neubau ersetzt. Das Martinspatrozinium wurde 1805 durch ein Ulrichspatrozinium verdrängt. Seit 1952 führt der Ort das abgebildete Wappen. Es weist hin auf die bedeutende Frühzeit sowie auf die große Vergangenheit des Ortes, Stammsitz und Besitz der Grafen von Dillingen und Besitz des Hochstifts Augsburg