Ziertheim-Geschichte der einzelnen Ortsteile-Dattenhausen

Dattenhausen – die Stadt in der Gemeinde

 

 Am rechten Hang des Egautals, 1 km nordwestlich von Ziertheim, liegt der Gemeindeteil Dattenhausen (464m). Dattenhausen grenzt mit seiner Gemarkung an das benachbarte Bundesland Baden-Württemberg.

Der Ortsname Dattenhausen, wurde um 1140 erstmals als Tatenhusen genannt. Um 1140 wurde die Besitzung von Dattenhausen, bis dato von den Herrn von Fronhofen begütert, an das oberbayrische Kloster Berchtesgaden verschenkt. Die Vogtei, d.h. den Schutz über den weit gelegenen Besitz, übertrug das Kloster im späten 13. Jahrhundert schwäbischen Adeligen, den Herrn von Katzenstein. Von ihnen kamen Vogtei und Patronat um 1300 an die Herrn von Hürnheim, die sich nach der im Jahre 1262 von den Katzensteinern erworbenen Burg zusätzlich von Katzenstein benannten. Auf die Bitten von Hermann von Hürnheim, erhob Kaiser Ludwig der Bayer, im Jahre 1130 das Dorf Dattenhausen zur Stadt. Hermann von Hürnheim wurde die niedere und hohe Gerichtsbarkeit zu Dattenhausen verliehen.

In den nächsten Jahren wurde Dattenhausen weiter besiedelt und wurde an 3 Seiten mit einem Wall befestigt,  östlich war Dattenhausen durch die vorbeifließende Egau geschützt. Die Herrn von Hürnheim übten die Stadtherrschaft in Dattenhausen wohl bis etwa 1370 aus.

Dattenhausen ging nun wieder zurück an das Kloster Berchtesgaden,  1392 dann an die Herrn von Rammingen, durch Heirat 1471 dann an Wilhelm v. Rechberg von Hohenrechberg, der die Herrschaft dann 1500 an Herzog Georg von Bayern-Landshut verkaufte. Herzog Georg errichtete in Lauingen eine Allmosenstiftung (Herzog-Georg-Stiftung) und stattete diese mit dem Zehnt zu Dattenhausen aus. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in Dattenhausen dann auch ein Zehntstadel errichtet. Die auf solche Weise geschaffene Bindung an Lauingen dauerte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts an.

Nach dem Aussterben der Landshuter Herzogslinie (1503) kam die Herrschaft mit dem Landgericht Höchstädt 1505 an das Fürstentum Pfalz-Neuburg. In Pfalz-Neuburger Zeit hat Dattenhausen den letzten Rest seiner einstigen Stadtherrschaft verloren, das für 1451 und 1495 noch bezeugte Marktrecht.

Eine weitere wichtige Persönlichkeit, welche in Dattenhausen das Licht der Welt erblickte ist Johann Evangelist Wagner. Er wurde am 5. Dezember 1807 „Beim Egaubaur“ geboren und gründete später die nach ihm benannten Regens Wagner Stiftungen.

Auch das Schulwesen hatte in Dattenhausen eine lange Tradition. 1579 wird bereits ein Schulmeister namentlich erwähnt. Bis ins Jahr 1978 konnten die Schüler in Dattenhausen noch eine Grundschule besuchen – ab dem 17. Juli 1978 ist dies nur noch in Wittislingen möglich.

Während des 3. Reiches konnten die Vorschulkinder in Dattenhausen sogar einen Kindergarten besuchen. Der sog. „Erntekindergarten“ galt damals als der kleinste Kindergarten im Landkreis und wurde zeitweise von bis zu 16 Kindern besucht.

Der südwestliche Bereich der Dattenhauser Flur hat Anteil am größten Niedermoor der Schwäbischen Alb, dem Dattenhauser Ried. Im Holozän kam es hier zu einer starken Vernässung  mit großflächiger Bildung von Niedermoortorf. Ab dem Jahre 1830 begann dann eine intensivere Nutzung in Form des bäuerlichen Brenntorfstiches. Das Niedermoorgebiet wurde zum 01.10.1985 als Naturschutzgebiet ausgewiesen und begreift 208.3 ha in sich.

 

Der ehemalige Zehntstadel wurde von 2000-04 in aufwendiger Eigenleistung durch die Vereinsgemeinschaft Zehntstadel e.V. komplett saniert und dient heute als Vereinsheim für die Schützen und Musiker, sowie als Veranstaltungsort für diverse Festlichkeiten.