Ortsgeschichte Reistingen
– Entnommen aus dem Denkmalpflegerischen Erhebungsbogen zur Dorferneuerung – W. Daurer 2002
Der Ort Reistingen wurde 1164 erstmals erwähnt. Der Name Reistingen leitet sich wahrscheinlich von dem Personennamen „Risto“ ab. Reistingen befand sich zu dieser Zeit unter der Schutzvogtei der Grafen von Dillingen, später gehörte es deren Erben.
Adilbert II., ein Sohn des Grafen von Kyburg-Dillingen, stiftete 1164 ein Benediktinerinnenkloster in Reistingen, das kurze Zeit später in ein weltliches Damenstift umgewandelt wurde.
Die Geschichte von Reistingen ist von diesem Zeitpunkt an eng mit der klösterlichen Entwicklung verknüpft. Der Bau der Reistinger Kirche, die gleichzeitig Pfarr- und Klosterkirche war, geht wahrscheinlich in diese Zeit zurück.
Etwa 1330 errichtete der Ritter Heinrich von Schwenningen auf dem Platz der heutigen „Alten Bürg“ eine neue Burg. Dieser Kegelberg wurde vermutlich schon in der Keltenzeit als Befestigungsanlage ausgebaut. Im Mittelalter wurde er als Burgstall benutzt. 1339 wurde die Burg von Heinrich an Kaiser Ludwig von Bayern verkauft. 1566 wird erstmals von der Zerstörung der Burg berichtet. Ihre Reste sind heute noch teilweise im Gelände zu sehen.
Mit dem Landgericht Höchstädt, zu dem Reistingen seit dem Mittelalter gehörte, kam das Dorf 1505 an die Pfalz-Neuburg.
Im 17. Jahrhundert litt Reistingen stark unter den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Während des Krieges sind in Reistingen insgesamt sieben Höfe abgebrannt und zahlreiche Gebäudeteile von Höfen und Sölden zerstört worden. Nach den Verwüstungen im Krieg wurde 1682 die Kirche erstmals wieder instand gesetzt.
Die größte Katastrophe in der Geschichte des Dorfes Reistingen war der große Brand im Jahr 1737. Dabei wurden 23 Gebäude des Ortes nahezu vollständig vernichtet.
Im Rahmen des so genannten Franzosenkrieges zog im Sommer 1796 die Armee des französischen Generals Moreau auf der Verfolgung des österreichischen Heeres, von Neresheim kommend durch die Reistinger Flur. Die Bewohner hatten unter den Soldaten schwer zu leiden.
Als Teil des Reichstiftes Neresheim kam die heutige Gemeinde Ziertheim im Reichsdeputationshauptschluss 1803 an die bayerischen Fürsten Thurn und Taxis. Im Zuge der Rheinbundakte wurde der Besitz der Fürsten 1806 mediatisiert und seitdem gehört die heutige Gemeinde Ziertheim zu Bayern. Mit Ausnahme von Ziertheim wurde das übrige Gebiet des ehemaligen Reichstiftes Neresheim an Württemberg abgetreten.
1869/70 baute die Gemeinde ein neues Schulhaus (heutiges Dorfhaus), das im Erdgeschoss eine Lehrerwohnung und im 1. Stock einen großen Schulsaal beherbergte. Damit wurde die Geschichte einer eigenen Schule fortgeführt. Frühere Quellen besagen, dass Reistingen bereits im 1657 eine eigene Schule unterhielt.
Durch den Bau der Härtsfeldbahn Dillingen-Neresheim-Aalen im Jahre 1905 kündigte sich für Reistingen eine Öffnung in die nähere und weitere Umgebung an.
Von 1840 bis nach dem 1. Weltkrieg blieb die Einwohnerzahl der Gemeinde Reistingen relativ konstant bei knapp unter 300 Einwohnern. Erst in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg ist ein leichter Bevölkerungsrückgang zu beobachten (1925: 233 Einwohner; 1939: 258 Einwohner). Direkt nach dem Ende des 2. Weltkriegs steigt die Bevölkerung durch die zahlreichen Heimatvertriebenen aus dem Osten deutlich an.
1966 wurde Reistingen dem Schulverband Wittislingen zugeordnet. Anfangs stand das Reistinger Schulhaus leer. 1969/70 wurde das Gebäude als Gastwirtschaft und Schützenraum umgenutzt und ist jetzt Bestandteil des heutigen Dorfhauses und damit gesellschaftlicher Mittelpunkt des Ortes.
Bis 1978 war Reistingen eine eigene Gemeinde. Am 1. Mai 1978 verlor die Gemeinde Reistingen ihre politische Selbständigkeit und wurde der Gemeinde Ziertheim innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Wittislingen zugeordnet.
Seit 2001 ist in Reistingen die Dorferneuerung im Gange. In vielen Arbeitskreisen wurden dem Ort in den Bereichen Kultur, Ortsbild, Umwelt und Gesellschaft neue Impulse gegeben und vieles davon schon in die Tat umgesetzt. Unter hohen finanziellen Anstrengungen der Bürger und der Gemeinde sind seitdem Wasser- und Abwasserleitungen verbessert und erneuert worden, sowie die Straßen und Gehwege mit neuen Belägen und Einfassungen versehen worden.